BBQPit.de hat Anne und Stefan Lemcke von der Geschmacksmanufaktur Ankerkraut zum Interview getroffen. Die Teilnahme in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ auf VOX bescherte den Beiden nicht nur den Investor Frank Thelen, sondern auch Aufmerksamkeit und ein rapides Wachstum. BBQPit.de hat Anne und Stefan zum Interview getroffen und auch gleich einige Fragen der BBQPit-Leser im Gepäck gehabt.
Das große Ankerkraut-Interview
BBQPit.de: Liebe Anne, lieber Stefan, vielen Dank, dass ihr euch für in diesen turbulenten Tagen Zeit für ein Interview mit BBQPit.de genommen. Einige Wochen ist es jetzt her, seit der Ausstrahlung der Sendung „Die Höhle der Löwen“ auf VOX, bei der Ihr erfolgreich um einen Investor gekämpft hat. Euer symphatischer TV-Auftritt hat euch viele neue Fans beschert. Alleine auf Facebook habt ihr in den letzten Wochen ca. 10.000 neue Fans bekommen. Inwiefern hat sich euer Leben in den letzten drei Wochen verändert?
Anne Lemcke: Da wir eine lange Vorbereitungszeit hatten, hat es uns nicht komplett „aus der Bahn geworfen“. Für Stefan und mich war dies eine sehr emotionale und spannende Zeit, so etwas erlebt man nur einmal! Das Feedback, das uns entgegengebracht wurde, war durch die Bank positiv, dafür möchten wir uns bei allen bedanken.
BBQPit.de: Ihr habt in der Höhle der Löwen um eine Investition in Höhe von 300.000€ gekämpft und habt 10% eurer Firmenanteile angeboten. Maximal 12% wolltet ihr eigentlich hergeben. Warum habt ihr das Angebot von Frank Thelen mit 20% angeommen?
Stefan Lemcke: Frank konnte mich letztendlich doch überzeugen. Ihr müsst wissen, dass die Aufzeichnung knapp 2 Stunden gedauert und man im Fernsehen nur zirka 10 Minuten gesehen hat, in der Zeit hat Frank alle gegeben und die anderen Löwen haben uns gut zugeredet. Heute sind wir über den Deal sehr froh, ich würde Frank und seinem Team die Anteile heute auch kostenlos geben, da Ihre Mitarbeit, die Kontakte und das Knowhow weitaus mehr als Geld wert ist.
BBQPit.de: Stefan, Du warst teilweise sehr nervös. Was genau ging in deinem Kopf vor, als ein Löwe nach dem anderen Ausstieg und Frank Thelen dann 20% statt 10% der Firmenanteile haben wollte?
Stefan Lemcke: Ich war wütend! 🙂 Ich wollte die Anteile an unserer Firma, die wir so mühevoll mit harter Arbeit aufgebaut haben, nicht für zu wenig Kapital weggeben. Im Gegensatz zu manch anderen Teilnehmern in der Show war unsere Bewertung durchaus sehr fair, was uns auch mehrfach gesagt wurde, deshalb fiel es mir doppelt schwer.
BBQPit.de: Ankerkraut wächst seit Jahren. Vor allem im Grill- und BBQ-Bereich seid ihr mit euren Rubs nicht mehr wegzudenken. Ein langsames Wachstum ohne Investor wäre sicherlich auch möglich gewesen. Warum habt ihr den Weg in die Show gesucht?
Stefan Lemcke: Diese Chance wird einem nur einmal im Leben gegeben. Ab einem gewissen Punkt geht Wachstum nur mit einem Invest oder einem großen Bankkredit, an diesem Punkt stehen wir. Man kann zum Beispiel nicht „einfach so“ in die REWE- oder EDEKA-Gruppe, weil man es möchte und das Produkt gut ist. Hier braucht man Kapital zur Produktion, für Maschinen, Logistik und Ware. Geld, das Ankerkraut auch in 1-2 Jahren nicht aus dem Cashflow generieren könnte.
BBQPit.de: Die Aufzeichnung der Sendung fand bereits vor einigen Monaten statt. Investor Frank Thelen sitzt also bereits einige Monate mit im Boot. Was konnte er bisher für Ankerkraut erreichen?
Stefan Lemcke: Frank ist ein Glücksgriff gewesen, er ist immer erreichbar und hilft wo er kann. Auch sein Team sind super Jungs, die einem (kostenlos!!) unter die Arme greifen, wann immer man Hilfe braucht. Bei der strategischen Ausrichtung eines Unternehmens, bei Verhandlungen mit wichtigen Abnehmern oder beim Marketing kennt sich Franks Team super aus. Wir haben übrigens noch einen zweiten Investor, der mit 10% beteiligt ist. Auch dieser bringt sich mit seinem Knowhow und Netzwerk ein. Ich kann heute nur sagen: Gott sei Dank haben wir das gemacht.
BBQPit.de: Euer Ziel ist es u.a. in die Supermärkte zu kommen und somit den breiten Massenmarkt zu bedienen. Kritiker befürchten, dass unter dem die Qualität leiden wird und der Investor zu viel Einfluß nehmen könnte. Auch der Name der „Manufaktur“ sei nicht mehr zutreffend. Was sagt ihr dazu?
Stefan Lemcke: Wir werden immer, wenn auch nur teilweise, eine Manufaktur bleiben. Die Waren für unseren Online Shop und die Fachhändler werden wir auch weiterhin selber herstellen. Unsere Auswahl an Gewürzen in Korkengläsern für den LEH wird fremd produziert, aber mit unserer Ware und nach unseren hohen Qualitätsansprüchen. Ich selber habe versucht die Ware zu unterscheiden, ich schaffe es nicht (da es der selbe Rohstoff ist und die selbe Verarbeitung erfährt). Übrigens war Franks erster Satz im ersten Meeting: „Stefan, wie können wir Ankerkraut Produkte NOCH besser machen?“ – natürlich war meine Antwort sofort klar: „Frank, das GEHT NICHT!“ 🙂
BBQPit.de: Mit etwas Abstand betrachtet: Würdet ihr den Deal heute nochmal machen?
Stefan Lemcke: Auf jeden Fall.
BBQPit.de: Ich habe euch erstmals im Jahr 2014 besucht. Damals war eure Firmenzentrale ein Wohnhaus und ihr hattet zwei Mitarbeiter. Anschliessend seid ihr in eine größere Halle nach Buchholz umgezogen, doch auch dort wurde es schnell zu klein. Heute stehen wir in einer Halle mit Hochregallager in Hamburg-Sinstorf und hier wuseln zahlreiche Mitarbeiter umher. Wie groß seid ihr mittlerweile und wie viele Mitarbeiter habt ihr heute?
Stefan Lemcke: Aktuell haben wir 35 Mitarbeiter und mieten Büroräume und Halle mit zirka 750qm. Gerade heute waren Anne und ich auf dem Gewerbehof und haben nach neuen Räumen gesucht. Wir werden wahrscheinlich unsere Produktion in eine zweite Halle auslagern, damit wir endlich nach IFS (International Featured Standard) zertifiziert werden können. Viele unserer Mitarbeiter begleiten uns seit den ersten Tagen und sind mit dem Unternehmen mitgewachsen, die Familie wird immer größer!
BBQPit.de: Wird sich euer Produktsortiment verändern? Wird es neue Produkte geben? Was dürfen eure Kunden in Zukunft noch von euch noch erwarten?
Anne Lemcke: Wir machen weiter wie gewohnt: Jedes Jahr gibt es mehrfach neue Produkte. Allerdings müssen wir im Moment etwas bremsen, da unser Lager nicht mehr ausreicht und wir nicht zur Produktentwicklung kommen. Vielleicht findet sich im neuen Jahr etwas mehr Zeit.
BBQPit.de: Mit Pit Powder haben wir im September 2014 Deutschlands ersten BBQ-Rub eines Grillbloggers auf den Markt gebracht. Heute gibt es zahlreiche Blogger mit eigenen Rubs. Wie wichtig sind Blogger für Ankerkraut?
Anne Lemcke: Blogger sind und waren immer die wichtigsten Verbündeten für uns. Wir freuen uns über die offenen und manchmal auch kritischen Worte und geben viel auf die Meinung der bloggenden Gemeinde. In den letzten 3 Jahren sind viele Blogger zu Freunden geworden – hier fühlen wir uns wohl!
Fragen der BBQPit-Leser an Ankerkraut
Vor dem Interview haben wir den BBQPit-Lesern die Möglichkeit gegeben, ihre Fragen an Ankerkraut zu stellen. Diese haben wir mit zum Interview genommen.
Carlos fragt: Wird es in Zukunft die Möglichkeit geben eigene Rubs in einem Online-Konfigurator selbst zusammen zu stellen? Ich lese oft, dass User anmerken, dass viele Rubs einfach zu paprikalastig sind. Die anderen mögen irgendwelche anderen Zutaten nicht usw. Schokoladen- oder Müsliversender zum Beispiel machen so etwas bereits sehr erfolgreich. Eigenes Branding gibt es sogar dazu. Wird so etwas auch bei Ankerkraut kommen?
Stefan Lemcke: Lieber Carlos, ein so genanntes „mass customizing“ haben wir schon lange im Hinterkopf. Leider ist es von der Produktion und der Logistik her eine echte Herausforderung. Vielleicht schaffen wir es 2017, dies umzusetzen. Allerdings ist es auch weitaus schwieriger, ein gutes Gewürz selber zu mischen, als Müsli oder Schokolade – hier schmeckt es meist lecker, egal was man kombiniert.
Sonja Marie fragt: Eine Merk- oder Favoritenliste im Shop wäre ein Traum. So könnte ich viel besser durch die diversen Gewürze stöbern. Auch mehr Einzelgewürze wie Bohnenkraut oder Selleriesamen wären toll damit wir komplett auf gute Qualität umsteigen können. Oder mehr Auswahl für Salatdressings wäre schön (ich mag keinen Dill). Meine Frage wäre ob jeweils irgendetwas davon geplant ist?
Anne Lemcke: Liebe Sonja, die Merkliste wird es bald geben und da unser Sortiment ständig erweitert wird, ist das alles nicht ausgeschlossen!
Jörg Dahmen fragt: Ist es möglich, bei der Homepage eine Art Reversiv-Suche einzubauen? Ein Beispiel: ich gebe in einer Suchmaske „Ribs“ ein, und die Homepage listet dann die geeignetsten Empfehlungen dafür aus. Ich weiß, dass man nicht alle Grillrezepte berücksichtigen kann, aber ein Versuch für die gängigsten Zubereitungen könnte doch nochmal gestartet werden.
Anne Lemcke: Wir bauen gerade an einer großen Rezeptdatenbank, dies wird Teil davon sein!
Thomas Juchnewski fragt: Wonach geht Ankerkraut bei der Neuaufnahme neuer Gewürze in ihrem Sortiment bzw. wovon lässt man sich dabei inspirieren? Wie sieht es mit einem neuen Rub für Fisch aus? Ich grille/planke unheimlich gern Fisch und irgendwie hab ich bisher auf dem Markt jetzt nicht sonderlich viele gute Rubs gefunden (natürlich abgesehen vom ankerkrautschen Fisch&Scampi 😉 )
Anne Lemcke: Das „Erfinden“ neuer Mischungen ist immer ein längerer Prozess, erst werden Ideen gesammelt und dann Rezepte gemacht. Meist fragen Stefan und ich uns: Was mögen wir gerne? Was fehlt uns? Ein Fisch Rub ist in Arbeit (eine Bloggermischung!).
Klaus Kießling fragt: Habt ihr schon mal daran gedacht eure BBQ-Rubs auch „salzfrei“ anzubieten, mit einer Empfehlung wie viel Gramm Salz auf 100 g rein „sollten“ ? Bei vielen fertigen Rubs finde ich das sie einfach zu salz-lastig sind und so könnte man den Salzgehalt des Rubs selber bestimmen
Stefan Lemcke: Es gibt leider keine salzfreien Rubs. Man kann aber selber Rubs anmischen und experimentieren. Alle Einzelzutaten findet ihr auch bei uns im Shop.
Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für dieses Interview genommen habt. Wir wünschen Ankerkraut alles Gute für den weiteren Weg. Wir von BBQPit.de bleiben immer nahe dran. 😉
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